Frankfurt (Main), 14.05.2022 – Aktvist:innen verhindern den reibungslosen Ablauf der Internationalen Fleischwirtschaftlichen Fachausstellung (IFFA) in Frankfurt. Es werden Eingänge blockiert und kreative Aktionen durchgeführt.
Seit 9 Uhr blockieren Aktivist:innen mehrere Eingänge des Frankfurter Messegeländes, auf dem heute die Internationale Fleischwirtschaftliche Fachausstellung (IFFA) beginnt.
Für die Aktion haben sich mehrere Klimagerechtigkeits-, Tierrechts- und Tierbefreiungsgruppen zusammengeschlossen, um den Messestart mit verschiedenen kreativen Aktionen zivilen Ungehorsams zu stören. Auf die Weise soll der reibungslose Start der Messe verhindert und auf die ausbeuterischen Machenschaften der Tierindustrie an Menschen, Tieren und Umwelt aufmerksam gemacht werden.
Aktivist:innen blockieren die Messeeingänge Ludwig-Erhard-Anlage sowie City mit Sitzblockaden und angeketteten Personen. Darüber hinaus ist das Vordach des Eingangs Ludwig-Erhard-Anlage besetzt und begrüßt Besucher:innen mit „Willkommen zur Leidmesse“. Auch eine Werbetafel vor diesem Eingang wurde erklettert und ein Banner fordert dort „Brot statt Fleisch“. Vor dem City-Eingang wurde auf Laternen geklettert und dazwischen ein etwa 10 Meter langes Banner mit dem Slogan „Willkommen zur Leidmesse“ aufgespannt. Am Hammering Man bei dem Messeturm wurde ein großes Banner „Tierindustrie zerschlagen“ angebracht.
„Die IFFA ist eine Horrorshow der Tierindustrie. In Deutschland werden jährlich mehr als 750 Millionen Tiere getötet. Dass dies hier zelebriert wird, ist vollkommen unverständlich und erschreckend. Ohne die hier anwesenden Unternehmen und Lobbygruppen würde die Tierindustrie nicht funktionieren! Empörend ist auch, dass sich die IFFA mit Hilfe eines neuen Fokus auf sogenannte alternative Proteine in ein besseres Licht rücken möchte und von der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und dem Leid, das die Fleischindustrie verursacht, ablenken möchte. Konkrete Pläne zum Ausstieg aus der Tierindustrie und zur gänzlichen Umstellung auf pflanzliche Produkte liegen nämlich nicht vor“, äußert sich Pressesprecher David Seitan dazu.
Mit den Aktionen fordern die Gruppen alle relevanten Unternehmen dazu auf, die Herstellung tierischer Produkte sofort drastisch zu reduzieren. Das bedeutet, konkrete Reduktionspläne vorzulegen und Länder in Not mit Getreide zu versorgen. Weiterhin wird gefordert, dass die IFFA ab 2023 nicht mehr stattfinden darf und von Messestädten – wie Frankfurt – ausgeschlossen wird.
„In der Tierindustrie leiden viele Lebewesen, so werden neben den Tieren, die überdies ihr Leben verlieren, auch Menschen ausgebeutet. Die Epidemien in Schlachtbetrieben und die Not vieler prekär beschäftigter Arbeiter:innen und Landwirt:innen sind gute Beispiele dafür. Auch für sie brauchen wir eine andere Landwirtschaft“, sagt David Seitan.
Die Herstellung von tierischen Produkten ist nicht zuletzt eine der Hauptursachen für den Klimawandel, ökologische Zerstörung sowie die Vertreibung von Menschen weltweit. Dies ist wissenschaftlich belegt. Zusätzlich beutet sie systematisch Arbeiter:innen aus, wie zuletzt während der Coronavirus-Pandemie augenscheinlich wurde.
Die Aktionen finden auch vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine statt. Der Großteil des in Europa verfügbaren Getreides wird in der Tierindustrie verbraucht, um Futtermittel
herzustellen. Da die Herstellung von Tierprodukten extrem ineffizient ist, könnten allein in Deutschland etwa 20 Millionen Tonnen an Getreide anderweitig verwendet werden – so müssten weniger Menschen hungern, ganz ohne die ökologischen Vorrangflächen zu opfern, wie von der Bundesregierung sowie der Europäischen Union leider bereits praktiziert.
„In Zeiten, in denen Lebensmittelpreise steigen und selbst wir im großteils privilegierten Europa uns fragen müssen, wie lange noch Brot für alle da ist, erscheint mir die Veranstaltung der IFFA als einzige Absurdität. Die hierfür aufgewendeten Ressourcen könnten in viel konstruktivere Projekte gesteckt werden, wie zum Beispiel in die Förderung von Betrieben, die aus der Tierhaltung aussteigen wollen, hin zum Aufbau einer bio-veganen Landwirtschaft. Dadurch könnten viel mehr Menschen satt werden und Klimafolgen zu großen Teilen reduziert werden“, sagt Lollo, auch bei den Aktionen dabei.
„Da im aktuellen System und von unseren Regierungen keine Maßnahmen zu erwarten sind, müssen wir es selbst in die Hand nehmen“, bringt es David Seitan auf den Punkt.
Unter anderem waren folgende Gruppen involviert (alphabetisch):
- Aktiv gegen Speziesismus
- Animal Liberators Frankfurt
- Animal Rebellion (bundesweit mehrere Ortsgruppen)
- Gemeinsam gegen die Tierindustrie (Bezugs- und Regionalgruppen)
- Kolibri-Kollektiv