Unsere Stellungnahme zu den Aussagen der Verantwortlichen
Wir sind noch immer überwältigt über die breite Unterstützung unseres Protests gegen den Deutschen Fleischkongress. Schon nach wenigen Wochen wurde unsere Petition von weit über 20.000 Menschen unterschrieben! Unserer Forderung „Nein zum Fleischkongress in Mainz“ hat offenbar einen Nerv getroffen.
Auch die Medien haben über unsere Petition und das, mittlerweile stark umstrittene, Branchentreffen berichtet. Neben Berichten von Merkurist, AZ und SWR erschien kürzlich auch ein Fernsehbeitrag im Rahmen der Sendung „Zur Sache Rheinland-Pfalz“. Dabei wurden auch Stellungnahmen von Vertreter:innen der Fleischindustrie und Lokalpolitik eingeholt, zu denen wir uns gerne äußern wollen.
Fleischermeister Andreas Harth von der Fleischer-Innung Bingen etwa hält eine Absage des Kongresses in Mainz für nicht zielführend, denn er würde dann einfach ein einem anderen Ort stattfinden.
Wir sagen: Eine Absage des Fleischkongresses durch die Stadt Mainz hätte eine wichtige Signalwirkung und dürfte die Suche nach einem neuen Ausrichtungsort stark erschweren. Sie würde zudem dafür sorgen, dass sich mehr Menschen mit den verheerenden Auswirkungen der Fleischindustrie befassen und ihre eigene Ernährung in Frage stellen.
Harth behauptet zudem, dass es in der Branche nicht nur „schwarze Schafe“ gäbe, sondern viele, die an „ökologischen Lösungen“ der Fleischerzeugung interessiert seien. Der Kongress sei wichtig, um z.B. das Thema Massentierhaltung kritisch zu diskutieren.
Wir sagen: Eine umweltverträgliche Erzeugung der derzeit produzierten Fleischmengen ist schlichtweg unmöglich. Dennoch finden wir weder das Thema Reduktion im Programm des Fleischkongresses noch eine kritische Diskussion über die katastrophalen Auswirkungen der Massentierhaltung auf Mensch, Tier und Umwelt. Stattdessen informieren zahlreiche Vorträge darüber, wie sich die bekanntermaßen umwelt- und klimaschädlichen Produkte auch in einer zunehmend aufgeklärten Gesellschaft noch erfolgreich vermarkten lassen (darunter „Angriff ist besser als Verteidigung! Fleisch und Wurst erfolgreich verkaufen“, „Fleisch-Bashing stoppen! Neue Kommunikations-Kampagnen für (selbst-)bewussten Genuss von Fleisch und Wurst“).
Auch Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU), die unmittelbar Verantwortliche für die Ausrichtung des Fleischkongresses in Mainz, hat sich gegenüber den Medien zu unserer Petition geäußert. Sie weist zunächst darauf hin, dass es bei dem Kongress unter anderem auch um Themen wie Fleischalternativen und Tierwohl gehe.
Wir sagen: Pflanzenbasierte Fleischalternativen dienen vor allem der Gewinnmaximierung der Fleischkonzerne. Obwohl die Herstellungskosten der pflanzlichen Produkte deutlich geringer sind als die von Fleisch, werden die Verkaufspreise künstlich in die Höhe getrieben. Dies hat zur Folge, dass vor allem Besserverdienende diese konsumieren, während finanziell belastete Menschen weiterhin zu Billigfleischprodukten greifen müssen. Geradezu perfide: Die dadurch erwirtschafteten Gewinne werden nicht selten in den Ausbau von Schlachtfabriken und Mastanlagen investiert. Konsument:innen, die sich aus ethischen Gründen für Alternativprodukte entscheiden, tragen so ungewollt dazu bei, dass noch mehr Tiere gequält und getötet werden.
Matz behauptet zudem, der Kongress sei wichtig für die Mainzer Wirtschaft (zum Beispiel für die Hotellerie, Handel und Gastronomie).
Wir sagen: Schon allein auf Grund der hohen Ticketpreise (Besucher:innen zahlen bis zu über 1.500,- EUR für eine Karte) ist das Publikum des Kongresses auf Branchenvertreter:innen begrenzt. Dabei wird alles dafür getan, dass die Teilnehmenden (darunter u.a. der milliardenschwere Fleischbaron Clemens Tönnies) die Rheingoldhalle nicht verlassen müssen – abendliche Verköstigung durch einen externen Caterer inklusive. Sicher nicht zuletzt, um unangenehme Kontakte mit der kritischen Öffentlichkeit zu vermeiden. Den Fleischkongress als Motor für die Mainzer Wirtschaft darzustellen ist also abwegig und zeigt, wie schwer es Frau Matz offensichtlich fällt, die Ausrichtung des unbeliebten Branchentreffens zu rechtfertigen.
Sicher wäre es den Verantwortlichen lieber, der Deutsche Fleischkongress würde auch dieses Jahr wieder weitgehend unbemerkt von statten gehen. Doch diesen Gefallen werden wir den Empfänger:innen unserer Petition, Manuela Matz und OB Nino Haase nicht tun. Unser Protest wird dieses Jahr lauter sein denn je, denn immer mehr Menschen sagen gemeinsam mit uns:
NEIN zum Deutschen Fleischkongress in Mainz!
Das Bündnis gegen den Dt. Fleischkongress in Mainz
(BUND Mainz, Christians for Future Rhein-Main, Greenpeace Mainz-Wiesbaden, Kolibri-Kollektiv, Students for Future Mainz)